Donnerstag, 15.11.2018
19:00 Uhr
Rathaus-FoyerEine Ausstellung in Singen/Hohentwiel zu den Jugendkonzentrationslagern Moringen und Uckermark 1940 - 1945.
Eröffnung
Begrüßung und Moderation: Marcel Da Rin, Singen Kriminalprävention
Grußwort: OB Bernd Häusler
Einführung: Martin Guse
Heinz Rheinberger im Gespräch mit Bernhard Grunewald, Verein „inSi e.V. - Integration in Singen“
..mit musikalischer Umrahmung
Dass es spezielle KZs nur für Kinder und Jugendliche gab, haben viele noch nie gehört.
Und doch hat es diese Lager unter der Bezeichnung „Jugendschutzlager“ gegeben, eines für Jungen in Moringen bei Göttingen, eines für Mädchen beim Frauen-KZ Ravensbrück in der Uckermark. Der Vater des Unterzeichners, Wolfgang Grunewald, war als Häftling 216 dort zweieinhalb Jahre inhaftiert.
Mit dieser Ausstellung, die in 285 Städten und Gemeinden Deutschlands und Österreichs bislang über 320.000 Besucher*innen zählt, soll nicht nur an das Schicksal von nahezu 3.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 25 Jahren in diesen nationalsozialistischen Terrorstätten erinnert werden - die Ausstellung soll insbesondere Gleichaltrigen von heute zeigen, was echte Nazis wirklich getan haben: Ihre bewußte und systematische Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung und Inhaftierung von Andersdenkenden, Außenseitern, Minderheiten und „Gemeinschaftsfremden“ endete oftmals mit dem Tod vieler Jungen und Mädchen in den von Polizei und SS errichteten Lagern.
Die Ausstellung wird unterstützt vom Rathaus der Stadt, dem lokalen „Bündnis unterm Hohentwiel“, bekannten Singenern wie Heinz Rheinberger (87), hier vormals IGM-Bevollmächtigter, sowie vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Initiiert wurde sie vom Verein „inSi e.V.- Integration in Singen“, welcher Zuwanderer mit und ohne Fluchtgeschichte begleitet - mithin insgesamt 52% der Singener Gesamtbevölkerung.
Die gemeinsame Ausstellung verfolgt deshalb das Ziel, in der Öffentlichkeit ein Zeichen für Respekt, Menschenwürde und Toleranz zu setzen, damit wir auch weiterhin sicher und friedlich in unserer Stadt miteinander arbeiten und leben können - und sie wendet sich gegen Versuche, die Nazizeit zu verharmlosen und eine „180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur“ zu fordern (AfD-Vorstand Björn Höcke), gleichzeitig aber Hass, Zwietracht und Fremdenfeindlichkeit unter uns zu säen.
“Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben..!” ist als Wanderausstellung konzipiert und wird seit 1993 in Deutschland und Österreich gezeigt. Bis zum Herbst 2018 wurden bei Ausstellungen in 285 Städten und Gemeinden über 320.000 Besucher*innen gezählt.
Mit der Ausstellung sollen vor allem auch Jugendliche angesprochen und “erreicht” werden.
Auf 32 Tafeln wird - eingebettet in die „Große Geschichte” - das Erleben und Leiden der Mädchen und Jungen in den Jugend-KZs durch Fotos, Dokumente und Texte nachgezeichnet.
Nach dem Krieg gehörten beide Lager zu den „Verschwiegenen Kapiteln” in der Öffentlichkeit und in den jeweligen Stadtgeschichten Moringens und Fürstenbergs. Die Ausstellung zeichnet das Verdrängen und Vergessen nach. Sie zeigt auch, was nach 1945 mit Tätern und Opfern geschah.