Freitag, 17.05.2019
18:30 Uhr
Museum zu AllerheiligenSchweizer Kulturspenden nach der Bombardierung Schaffhausens 1944
Eröffnung Sonderausstellung mit Isabelle Chassot, Direktorin Bundesamt für Kultur
2019 jährt sich die irrtümliche Bombardierung Schaffhausens zum 75. Mal. Sie brachte Tod und Verwüstung über die Stadt. Schwer getroffen wurden auch das Museum zu Allerheiligen und das damalige Naturhistorische Museum. Eine grosse Sonderausstellung im Museum zu Allerheiligen beleuchtet vom 18. Mai bis 20. Oktober 2019 das Ausmass dieses tragischen Ereignisses und erzählt die Geschichte einer beispiellosen schweizweiten Solidaritätsaktion.
Die verhängnisvolle Bombardierung Schaffhausens durch amerikanische Flugzeuge am 1. April 1944 forderte 40 Menschenleben, 270 Verletzte und löste gegen 50 Grossbrände aus. Im Museum zu Allerheiligen wurden Kunst- und Kulturgüter von unschätzbarem Werkt unwiederbringlich zerstört. Fast achtzig Gemälde der Kunstsammlungen, darunter nahezu der Gesamtbestand der Werke des Renaissancekünstlers Tobias Stimmer (1539-1584) wurden Opfer der Flammen.
Zerstörung und Solidarität
«Die Trauer Schaffhausens ist die Trauer des Schweizer Volkes», schrieb die NZZ am 6. April 1944 in ihrem Aufruf zu einer "Kulturspende" für Schaffhausen. Was folgte, war eine beispiellose Spendenaktion, an der sich Gemeinde, Kantone und Private aus der ganzen Schweiz beteiligten. Sie bescherte dem Museum nicht nur zahlreiche Werke namhafter Künstler, sondern auch Geldspenden für Ankäufe. Die Gründung der Peyerschen Tobias Stimmer-Stiftung und ein Fonds aus Reparationszahlungen der Amerikaner trugen das Ihre dazu bei, dass das Museum bereits im Mai 1946 seine Tore wieder öffnen konnte. Die Folgen dieser "eidgenössischen Solidarität" (NZZ) sind am Museum bis heute spürbar.
Phoenix aus der Asche
Erstmals präsentiert eine Ausstellung die rund 80 Kunstwerke aus dieser Kulturspende in ihrer ganzen Vielfalt. Das Konvolut enthält wichtige Meisterwerke der Schweizer Kunst, so von Ferdinand Hodler oder Albert Anker. Es befinden sich aber auch bemerkenswerte und kaum bekannte Arbeiten regionalen Schweizer Kunstschaffens darunter. Diese gesellen sich zu Werken wichtiger Schaffhauser Künstler wie Johann Jakob Schalch oder Carl Roesch. Bewegende Filmwochenschauen, Zeitzeugenberichte und historische Fotos ergänzen die Exponate und lassen nachvollziehen, wie sich das Gesicht des Museums durch diesen Schicksalsschlag nachhaltig veränderte. Die Dauerausstellung "Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg" komplettiert den Rundgang und schafft einen grösseren historischen Zusammenhang.
Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg
Der Kanton Schaffhausen war durch seine exponierte Grenzlage − fast vollständig von Deutschland umschlossen − in besonderer Weise vom Krieg betroffen. Beim Gang durch die Dauerausstellung "Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg" kommen Themen wie "Aktivdienst und Grenzschutz", "Wirtschaftsaufschwung in Kriegszeiten", "Flüchtlinge" oder "Kriegsalltag" zur Sprache. Im Zentrum steht jedoch eine Kinoprojektion des originalen Wochenschauberichts über die "Bombardierung Schaffhausens", der unvergessliche Eindrücke der Katastrophe vom 1. April 1944 hinterlässt.
Spurensuche
Auf einem Rundgang durch den Westtrakt des Museum, der 1944 von Bomben getroffenen wurde, können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung "Kunst aus Trümmern" zusätzlich auch die noch heute sichtbare Spuren der Zerstörung entdecken. Informationstafeln mit historischen Fotografien führen am Ort des Geschehens das Ausmass der Zerstörung vor Augen.
Ausstellung in Deutsch, Englisch und Französisch
Den Flyer zu Ausstellung finden Sie hier: Flyer