Samstag, 09.02.2019
20:30 - 23:55 Uhr
Haberhaus BühneSo hat man die magische Musik des Pianoforte-Maestros und Jazzvisionärs Thelonious Monk (1917-1982) noch nie gehört! Das Trio des Alt- und Tenorsaxophonisten Christoph Grab rückt sowohl ein sehr bekanntes Stück wie die romantische Ballade «Round Midnight» als auch die obskure Hürdenlauf-Nummer «Gallop’s Gallop» in ein neues Licht. Monk wird von Grab & Co. nicht als Klamaukbruder missverstanden, sondern als genialer Melodiker und als Vermittler zwischen Tradition und Moderne gewürdigt. Die Stücke werden mit Ausnahme der Fragmentierung von «Ask Me Now» nicht zerpflückt oder zerstückelt. Durch den Verzicht auf ein Harmonieinstrument sowie ein paar wenige sorgfältige Umdeutungen (z.B. Tempobeschleunigung oder Wechsel der Taktart) wird die Aufmerksamkeit der Zuhörer zusätzlich aktiviert: Die Musik lässt geniesserisches Zurücklehnen und Zungenschnalzen durchaus zu, aber die Ohren sollte man stets spitzen. Die lust- und kunstvolle Musizierweise des Trios ist geprägt durch Emphase und Empathie und entwickelt sehr oft einen unheimlich mitreissenden Swing-Drive. Wie wichtig Monk ein exuberantes Swing-Feeling war, belegen nicht nur einige seiner Verlautbarungen: In Monks OEuvre stösst man nicht zufälligerweise am Laufmeter auf atemberaubende Swing-Passagen. Monk liebte den Schlagabtausch mit impulsiven Schlagzeugern wie Art Blakey, Shadow Wilson, Roy Haynes oder Frankie Dunlop und er setzte auf bärenstarke Bassisten wie Oscar Pettiford, Ahmed Abdul-Malik, Butch Warren oder Larry Gales. Mit Pius Baschnagel hat Grab einen Schlagzeuger in sein Trio geholt, der ebenfalls durch ein stets richtig dosiertes Mass an Durchschlagskraft überzeugt. Und Lukas Traxel lässt die Saiten seines Kontrabasses mit viel kinetischer Energie schwingen. Bei derAuswahl von Saxophonisten hatte Monk ebenfalls eine sichere Hand - dies gilt nicht nur für Giganten wie John Coltrane oder Sonny Rollins, sondern auch für «Unsung Heroes» wie Ernie Henry oder Charlie Rouse. Christoph Grab zählt zur raren Spezies der enzyklopädischen Saxophonisten, er kennt die Geschichte seines Instruments - von Coleman Hawkins und Lester Young über Eddie „Lockjaw“ Davis und Johnny Griffin bis zu Ellery Eskelin und Tony Malaby - in- und auswendig. Die stets enorm einfallsreichen Improvisationen Grabs oszillieren zwischen archaischer Kraft und ultramoderner Hipness. Kommt hinzu, dass Grab über eine breite Palette an Sounds und eine variantenreiche Phrasierungskunst verfügt. Bei diesem Trio lautet die Devise eindeutig: Vitalität statt Verkrampfung! Grab, Traxel und Baschnagel spielen sich weder als Gralshüter noch als Konzeptkünstler auf, sondern machen sich auf der Basis von Jazztugenden (Risikobereitschaft, interaktive Spielfreude, Flow) auf die Jagd nach dem erfüllten Augenblick und bescheren uns dabei viele wunderbare Monk-Momente.
Das REFLECTIONS-Quintett
Wieder dabei sind natürlich meine beiden langjährigen musikalischen Weggefährten Pius Baschnagel und Lukas Traxel. Dazu kommt der grossartige Berner Trompeter Lukas Thöni und der wunderbare Posaunist Andreas Tschopp. Der Fokus der Musik liegt weiterhin auf Bearbeitungen von Monks wunderbaren Balladenmelodien. Monk ist zwar in seinen Balladen melodischer als in seinen schnellen Stücken, aber seine Originalität und Subversion ist auch da in Melodie und Harmonik spürbar. Gleichzeitig werfen die Kompositionen von Monk jeden improvisierenden Musiker, der sich ihrer annimmt, auf sich selber zurück und fordern von ihm seine eigene Originalität. Oder wie es Monk wunderbar kryptisch formuliert hat: „Play your own way... a genius is the one most like himself.“
Link zum Quintett-Demo-Video:
https://youtu.be/kNdhEP4VzzY
Link zum Trio-Demo-Video:
https://www.youtube.com/watch?v=UIH8WknjKoo